Liebe Gemeinde!
Wir feiern heute das Fest zum Jubiläum unserer St. Meinrad-Kirche. Ein solcher Tag bietet in besonderer Weise Anlass, einmal nachzudenken, was denn die Kirche zur Kirche macht. Da sind die Mauern, der Turm; da ist die Innenausstattung; da sind wir als die versammelte, feiernde Gemeinde; da ist Christus als die eigentliche Mitte, als der Grundstein, der alles zusammenhält.
 Ich hoffe, dass sie nicht als Museum interessant ist und die Menschen anzieht, sondern eine Stätte lebendigen Glaubens bleibt und die Gottesdienste und Anbetung unseres Herrn Mittelpunkt sind.  „Siehe, ich bin bei euch alle Tage ....“ - das versprach Jesus seinen Jüngern, bevor er in den Himmel aufgenommen wurde.
Siehe, ich bin bei euch, diese Verheißung gilt in ganz besonderer Weise auch heute noch für uns. Sie ist um so wichtiger, als die Erfahrung der Gemeinschaft mit dem lebendigen Jesus für uns gar nicht mehr vorstellbar ist. Wir erleben Gott heute eher indirekt, in  stummer Zwiesprache oder im Gebet. Oft deuten wir die Alltagsereignisse auf Gottes Anwesenheit hin.
So ist es recht einfach, mit Gott in Kontakt zu stehen, ihn zu spüren, wenn es uns gut geht, wenn wir uns freuen und uns wohl fühlen. Aber Gottes Nähe zu spüren, wenn wir traurig sind, wenn es uns schlecht geht, das fällt uns schwer. Angesichts von Leid und Schmerzen fühlen wir uns von Gott alleingelassen. Wir machen ihn verantwortlich für unser Elend, wir klagen ihn an, wenn er schweigt.
Wer aus Fleisch und Blut ist und wer Gefühle hat, der braucht ab und zu in schöner Regelmäßigkeit eine Kirche als Ort zum Ausruhen und Rasten, das schützende Dach überm Kopf. Solche Orte braucht es, Orte, die einem gut tun, an denen man auch wieder neu Kraft schöpfen kann, die Kraft eben, um im Alltag seinen Mann und seine Frau zu stehen. Das kann man nicht überall. Dazu braucht es Räume, in denen man sich wohl fühlt und in denen man sich mit all den anderen zusammen auch zu Hause weiß. In einer dreckigen Bahnhofshalle wird man solch ein Gefühl nur schwerlich finden. Aber ich denke, in unsere schöne Kirche kann man das sehr wohl.

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